Interview mit Klaus Schrott: Der Schnitzer-Almwirt am Hochzeiger
Mitten im Wandergebiet Hochzeiger liegt klein, aber fein ein richtiges Bergjuwel: die Kalbenalm auf 2.117 Meter. Sie ist von der Hochzeiger Mittelstation aus in 30 Gehminuten über den Zirbensteig oder über die Bergstation des Doppelsessellift Sechszeiger erreichbar. Die kleine Hütte diente in früheren Zeiten den Hirten und Beihirten als Schlafstelle, wenn sie mit dem Jungvieh unterwegs waren. Heute können Wanderer gerne „auf a Glaserl“ vorbeischauen.
Seit 9 Jahren ist hier Klaus Schrott Pächter und bewirtschaftet die Kalbenalm gemeinsam mit seiner Mutter Waltraud Schrott, die vor allem für den herrlichen, selbstgebackenen Kuchen zuständig ist.
Lieber Klaus, was macht den Charme deiner Kalbenalm aus?
Sie ist urig, klein, gemütlich. Vor allem klein – Gerade mal 6 bis 8 Personen haben darin Platz, weswegen sich das Kalbenalm-Leben hauptsächlich draußen abspielt.
Auf was können sich deine Gäste auf der Kalbenalm freuen?
Bei uns gibt es allerlei Erfrischungen, selbstgebackene Kuchen und natürlich Zirbenschnaps, den man neben der traumhaften Aussicht auf das Pitztal genießen kann.
Wie viel Liter Zirbenschnaps brauchst du im Sommer auf der Kalbenalm?
Genug! 😉
Und wieviel davon trinkst du selbst?
Genug!! 😉 😉
Neben der Bewirtung der Gäste bist du auch für das Jungvieh auf der Kalbenalm verantwortlich. Wie viele Tiere betreust du insgesamt?
Ich habe 70 Jungtiere direkt bei der Kalbenalm und noch einmal 20 Jungtiere im Riegetal. Das ist auf der anderen Seite des Wandergebiets Hochzeiger, hinter dem Zollberg. Allerdings ist dort keine bewirtschaftete Hütte. Zwischen den beiden Herden pendel ich den Sommer über täglich hin und her. Das Riegetal ist übrigens mein liebstes Wandergebiet – für mich gibt es keine schönere Bergtour als über das Riegetal zum Wildgrat (2.971m) hinauf. Die Strecke ist allerdings nichts für Anfänger, sondern eine anspruchsvolle Tour über ca. 6 Stunden.
Kann man in der Kalbenalm übernachten?
Gäste nicht. Es gibt hier keine Schlafplätze. Ich selbst schlafe aber schon ab und zu oben. Vor allem, wenn ich entspannen will. Dann zünde ich mir ein Lagerfeuer an und genieße den Sonnenuntergang. Aber in der Regel fahre ich heim in unser Bauernhaus nach Jerzens. Denn auch dort wartet Arbeit. Neben den Jungtieren auf der Alm haben wir hier noch Esel, Hasen, Ziegen und unseren Hofhund „Cindy“.
Was machst du bei schlechtem Wetter?
Bei schlechtem Wetter findet ihr mich in meiner Werkstatt beim Bauernhaus Schrott in Jerzens. Meine große Leidenschaft ist die Schnitzerei, für die ich hauptsächlich im Winter Zeit habe. Wenn ich hier drin den Ofen anheize, duftet die ganze Werkstatt nach Holz und ich bin in meinem Element. Hier schnitze ich Edelweißblumen, Tierskulpturen, Instrumente, Kettensäge – alles querbeet und was mir gerade in den Sinn kommt. Das meiste natürlich aus Zirbenholz
Was fasziniert dich an der Zirbe?
Die Zirbe ist das schönste Holz der Welt! Der Zirbenbaum wächst nur sehr langsam und bis über die Baumgrenze. Einen reinen Zirbenwald wie hier am Hochzeiger gibt es nur selten und ist sehr wertvoll. Das Zirbenholz hat von jeher meine Heimat geprägt. Es ist weich und sehr gut zu verarbeiten, gerade wenn man wie ich Wert auf die Details legt.
Was war dein größter persönlicher Meilenstein?
Das war der Tag, an dem ich meinen Holzadler aufgestellt habe. Er ist weltweit der größte Holzadler aus Zirbenholz mit einer Spannweite von über 3 Meter und einer Höhe von ca. 1,5 Meter. Insgesamt besteht er aus 48 Teilen und hat mich 250 Stunden reine Schnitzzeit gekostet.
Gibt es Tage, an denen das Almleben auch mal nicht so rund läuft?
Einmal habe ich den Zaun um die Kalbenalm offen stehen lassen. Natürlich standen am nächsten Tag alle Tiere vor der Alm und es herrschte totales Chaos. Alle Blumen waren herausgerissen, das Gras zertrampelt, die Bänke umgestoßen und wirklich ALLES war vollgesch…! Hab schon lang nicht mehr so einen riesen Anschiss von meiner Mutter bekommen! 😕 Also ja, auch diese Tage gibt es!
Was war dein lustigstes Kalbenalm-Gästeerlebnis?
Das war mit einer Gruppe Mädels aus der Schweiz. Als Wirt denkst du ja, du verträgst so einiges. Aber diese Damen hatten ein gutes Händchen für Kaffee Lutz. Da halfen auch meine zwei Kollegen als Verstärkung nichts mehr. Die Damen haben uns ohne Rücksicht auf Verluste unter den Tisch getrunken. Das war zwar peinlich, aber auch seeehr lustig!
Und auch sonst kommt der Spaß nicht zu kurz – es gibt einige Geschichten, die wir bei unseren Gästen zum besten geben, angefangen mit einem schwulen Steinbock aus dem Riegetal und einer geheimen Sennerei in unseren Keller in der Kalbenalm – aber das erzähle ich euch, wenn ihr vorbeischaut 😉
Deine liebste Jahreszeit?
Natürlich der Almsommer. Über den Winter kann ich ihn kaum erwarten und ich genieße die Tage auf der Kalbenalm in vollen Zügen. Aber ich muss zugeben: wenn ich vom Berg wieder runterkomme, bin ich auch froh, dass wieder alles geschafft ist. Highlight ist da natürlich der Jerzner Almabtrieb, bei dem wir das Ende der Almsaison bunt und fröhlich feiern.
Dein Lebenstraum?
Eine Afrika-Safari. Idealerweise vor 50.
Dein Lebensmotto?
„Alles nehmen, wie es kommt!“ – man nennt mich nicht umsonst „der komote Klaus“!
Würdest du dich selbst als Charmeur bezeichnen?
Ja natürlich! Sonst wäre ich ein schlechter Almwirt 😉
Danke für das Interview, lieber Klaus! Wir wünschen dir alle einen tollen Almsommer und freuen uns, bald wieder auf der Kalbenalm einkehren zu können!
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