Ein Pitztaler Urgestein geht in Pension – Pfiati Rotmoosbahn
Wenn es jemand vierdient hat, mit tosendem Beifall in die Pension verabschiedet zu werden, dann auf jeden Fall die Rotmoosbahn im Skigebiet Hochzeiger. Nach sage und schreibe 12,65 Erdumrundungen drehte die 4er-Sesselbahn am 21. März 2021 nach einer wahrlich spannenden Saison ihre letzte Runde.
Wir sagen zum Abschied „Danke und „Pfiat di“ und werfen einen Blick in die Vergangenheit.
32 Dienstjahre – was war vorher?
Dass der Tourismus die Chance für das Pitztal war, manifestierte sich und 1966 wurde die Pitztaler Erschließungsgesellschaft gegründet. Mit der Unterstützung von Land, Gemeinden, gewerblichen Betrieben und Privatpersonen kam die notwendige Summe zusammen und der Startschuss zum Bau der Hochzeiger Bergbahnen war gefallen. Geplanter Liftbetrieb: Weihnachten 1966.
Ein Einsessellift sollte den Anfang machen: 1230 Meter lang, die Fahrtgeschwindigkeit beträgt zwei Meter pro Sekunde, die Fahrtzeit 13 Minuten; Förderleistung: 150 Personen pro Stunde bei 75 PS.
Die Anweisungen gab der Hauptmonteur der Firma Doppelmayr, ansonsten verrichteten Jerzner die gesamte Arbeit von Hand. Der Bauherr bat sie, ihr eigenes Werkzeug mitzubringen. Mit vollem Einsatz arbeiteten sie Tag und Nacht, um noch vor Heiligabend in Betrieb zu gehen. Mit Pickel und Schaufel führten sie alle Arbeiten bis zum Aufstellen der Stützen durch.
Gleich drei „Weihnachtswunder“ ereigneten sich vor der ersten Fahrt am 17. Dezember: Beim Aufstellen einer Stütze hielt die Fixierung nicht, die Stütze fiel um und begrub einen Arbeiter unter sich. Mit großem Glück war er jedoch in eine Mulde gefallen und konnte leicht verletzt geborgen werden. Für großen Nervenkitzel sorgte der Transport des 18 Tonnen schweren Seils vom Dorf zur Talstation, doch auch dieser verlief reibungslos. Etwas über eine Woche vor Weihnachten sollte eine Abordnung der TIWAG die Seilbahn bewilligen. Ein Missgeschick führte zum Brand des elektrischen Schaltkastens. Glücklicherweise konnte innerhalb von drei Tagen ein neuer Schaltkasten aufgestellt werden.
In der Nacht zum 17. Dezember bauten die Arbeiter im Keller der Pension Sonneck die Sessel zusammen. Gegen vier Uhr früh war es soweit, die Hochzeiger Bergbahnen waren für ihre erste Fahrt bereit.
Bau der Rotmoosbahn
1973 wurde der Felderzeiger Schlepplift errichtet, der von der Mittelstation Richtung Hochzeiger führte. Weiters folgte 1978 der Bau der Doppelsesselbahn Hochzeiger, 1982 der Zollberglift, 1984 der Lisslift, 1986 der Kalmalmlift, 1986 die Doppelsesselbahn Sechszeiger. 1989 ersetzte die erste kuppelbare 4er-Sesselbahn Rotmoos auf 2450 Meter den Schlepplift.
Satte 32 Dienstjahre hat die Rotmoosbahn 2021 auf dem Rücken. In diesen 32 Jahren hat sie 25.575.000 Fahrgäste sicher zu ihrem Bergerlebnis befördert. Zudem hat die Bahn eine beeindruckende Strecke zurückgelegt: Rechnet man diese in ihren Dienstjahren zusammen, hat die Rosmoosbahn in Summe 12,65-mal die Erde umrundet.
Es gibt viel zu tun: Bau der neuen Hochzeiger 2.5
Anstelle der Rotmoosbahn wird ab dem Winter 2021/22 die neue Achtersesselbahn „Hochzeiger 2.5“ den Betrieb aufnehmen. „Bereits im Sommer 2020 konnte mit der ersten Bauphase für die neue topmoderne Bahn begonnen werden. Im Sommer 2021 erfolgt nun in Phase 2 die Demontage der Rotmoosbahn und die Fertigstellung der neuen Bahn“, informiert Vorstand Mag. Fleischhacker. „Bei der Durchführung des Baus wird größtenteils mit regionalen Unternehmen zusammengearbeitet.“
Die neue topmoderne Achtersesselbahn verfügt über beheizte Komfortsitze mit Wetterschutzhauben sowie Kinderschutz-Sicherheitsbügeln. Die Trasse der neuen Bahn verläuft in unmittelbarer Nähe zur bisherigen Rotmoosbahn. In nur 4:42 Minuten Fahrzeit wird die neue Bergstation auf knapp 2.500 Metern erreicht, welche einen eindrucksvollen Ausblick auf das Skigebiet und das Pitztal bis hin zur Rofele Wand bietet.
Passend zum Bau der neuen Achtersesselbahn gibt es im Sommer 2021 auch eine „Baustellen-Station“. Ganz nach dem Motto „Es gibt viel zu tun“ freuen sich Pitzi und Gratsch über viele helfende Hände. Kinder können bei der Baustellen-Station in vier vorgegebenen Bauschritten aktiv sein, mit der Wasserwaage ein Fundament einrichten, beim Schalen helfen, im Konstruktionsbau oder bei der Erzeugung von Energie mitwirken. Die kleinen Helfer können von der Baustellen-Station aus aber auch immer wieder einen sicheren Blick auf die große Baustelle werfen.
Souvenir gefällig?
Wer sich auf keinen Fall für immer von der Rotmoosbahn trennen will, hat jetzt die Möglichkeit, sich einen Sessel für den Garten oder den Balkon zu sichern.