6 Gründe für eine Regenwanderung im Pitztal

Wer weiß, auf wen man im Nebel bei der Arzler Alm trifft. © TVB Pitztal

Der Winter ist vorbei (fast – am Pitztaler Gletscher liegt noch genug weißer Pulver für alle Schneewütigen) und die Wandersaison steht vor der Tür. Während der Hochsommer mit 30 Grad plus und geöffneten Hütten Vorfreude schürt, kommt der Frühling mit seinen Regentagen und einsamen Wanderwegen vergleichsweise schlecht weg. Da kann man sich nur schlecht motivieren, aus dem Haus zu gehen und versteckt sich lieber hinter einer bequemen Frühlingsdepression.

Dieser Frühjahrs-Wander-Faulheit sage ich heute den Kampf an, denn ihr habt ja keine Ahnung, wie charmant so eine Regenwanderung im Frühling wirklich sein kann.

Und außerdem ist es selten eine Frage des Wetters, sondern eher der Einstellung. It’s raining men … oder so ähnlich. Deswegen überschütte ich euch heute mit 6 richtig guten Gründen für eine Regenwanderung im Pitztal.

Mystische Stimmung

Meiner Meinung nach sieht das Pitztal von den Gipfeln aus betrachtet ohnehin aus wie Mittelerde. Wenn zusätzlich dazu Nebelschwaden über die Baumwipfel und Gebirgsketten ziehen, höre ich definitiv das Horn Gondors durch die Luft schallen.

Jedenfalls … Dank dieser Nebelschwaden findet man sich schnell auf verwunschenen Lichtungen, mystischen Pfaden und verhangenen Gipfeln wieder.

Es ist ruhig, geheimnisvoll, wild, vielleicht ein bisschen unheimlich. Nebel und Regen dämpfen die Geräusche, dafür sind die Gerüche umso intensiver. Man wird begleitet vom Rauschen des Baches, den Regentropfen auf dem weichen Waldboden.

Und wenn dank eines sanften Windstoßes die Sonne durch die düsteren Wolken blinzelt, ist die wilde Bergromantik komplett.

Einsamkeit

Schlechtwetter = Netflix & Chill. So denken viele, denn nicht alle wagen sich bei strömenden Regen, tiefen Wolken oder schnell wechselndem Wetter nach draußen. Es bedarf schon einer ordentlichen Portion Motivation, sich aus dem Haus zu schleppen. Genau dann hat man aber die Chance, die Berge ganz für sich alleine zu haben.

Beginnt doch schon am Wander-Parkplatz die Freude, den perfekten Parkplatz zu finden, auf dem Weg hoch hinauf muss man keine Schlangenlinien ziehen und auch der Gipfel ist so einsam wie sonst nur nach einer Photoshop-Bearbeitung. Einziger Knackpunkt: Das Gipfelfoto muss man selber machen. Aber dafür gibt’s ja Selfie-Modus und Tripod.

Melodie der Natur

Vorhin hatte ich noch gesagt, dass es still ist (bis auf das Horn Gondors natürlich). So ganz stimmt das bei Regen dann doch nicht. Denn auch dieser bringt im Wald und auf dem Gipfel eine ganz besondere Melodie hervor:

Tripp Trapp Tropp
Und du singst dein Regenlied
wie ein fröhlicher Wandergesell
Sing mir dein Lied, lieber Regen.

Wenn es wie bei „Kleiner Aprilschauer“ aus Disneys Bambi ist, summt der Regen verhalten, sanft, manchmal kann er aber auch ordentlich in die Tasten hauen, die Tropfen fliegen horizontal und der Wind pfeift einen um die Ohren. Lässt der Schauer jedoch nach, hört man aber wieder, wie das Wasser auf die Kapuze tropft, wie es im Bachbett gurgelt und gluckert und am Wegesrand entlang rinnt. Ist man geduldig, hört man auch schon bald wieder die Vögel, die ihre Lieder erneut aufnehmen.

Für die Gesundheit

Nicht immer ist die Luft nach einem Regen sauberer. Nichtsdestotrotz ist eine Wanderung bei Regen sehr zu empfehlen. Es härtet sowohl Körper als auch Geist ab. Die klare Luft, die durch die Lungen strömt, erfüllt einen mit neuer Energie, die hohe Feuchtigkeit wirkt zudem reinigend. Der Geruch spielt auch eine große Rolle. Der ist nach und während eines Regengusses noch intensiver als bei Sonnenschein. Düfte machen Laune und heben nachweislich die Stimmung. Auch die Tatsache, allein mit sich selbst zu sein, das regelmäßige Klitsch-Klatsch der Füße am nassen Boden und die rhythmischen Regentropfen haben beinahe eine meditative Wirkung. Und ich weiß nicht warum, aber wenn die Welt draußen trüb und traurig wirkt, verbessert sich irgendwann meine eigene Laune. Also – gib der Depression keine Chance und hau dich in den strömenden Regen.

Apropos Gerüche: Wusstet ihr, dass der Geruch, der entsteht, wenn der Regen die trockene Erde berührt, Petrichor genannt wird? Allein deswegen sollte man sich nach draußen wagen.

Naturschauspiele

Auf Regen folgt Sonnenschein. Wenn die Sonne es aber schafft, schon während des Regens durch die Wolkendecke zu blinzeln, das Licht bricht – ihr wisst ja, wie das so abläuft – entsteht ein wundervoller Regenbogen. Vielleicht sogar zwei. Und wenn ich behaupte, dass Regenbogen am Berg noch um einiges schöner sind als im Tal, dann stehe ich auch dazu.

Spinnen sind ja nicht jedefraus und jedermanns Freund, aber habt ihr schon einmal ein Spinnennetz betrachtet, auf dem unzählige Wassertropfen hängen? Da setzt für einige Augenblicke jede Arachnophobie aus.

Wenn Erwachsene wieder Kinder werden

Regen, Pfützen (im Dialekt ja ganz einfach „a Lackn“) und Erwachsene … ich denke, ich muss gar nicht mehr dazu sagen. Denn nicht nur die Kleinsten haben Spaß daran, mit Gummistiefel in das Wasser zu springen, dass das Wasser und der Dreck nur so durch die Luft spritzen.

Wenn nach der Regenwanderung dann auch noch eine kleine Belohnung in Form von Vanillesoße, einer heißen Dusche oder vielleicht sogar ein bisschen Wellness zu Hause wartet, kann man auch so manchen Schlechtwettermuffel zu einer Wanderung im kühlen Nass überreden.

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