Unsere Marketenderinnen vom Piller – die heimlichen Heldinnen der Blasmusik

Hochsaison der Tiroler Blasmusikkapellen

Kaum ist der letzte Schlager in der Aprés-Ski-Bar verklungen und die Wintersaison zu Ende, geben auf den Pitztaler Bergen ganz andere den Ton an: die Blasmusiker! Die Blasmusik hat in Tirol große Tradition. So groß, das fast jedes kleine Dörfchen eine eigene Musikkapelle hat. Vorne dabei im Pitztal: die Blasmusikkapelle vom Piller.

Die Natur als Bühne: ca. 15 Mal rücken die Marketenderinnen im Jahr mit ihrer Musikkapelle aus (c) Musikkapelle Piller

Platzkonzerte: Die Natur als Bühne

Wer einmal ein Platzkonzert einer Pitztaler Musikkapelle erlebt hat, weiß was ein buntes Fest ist! Raffinierte Trachten, tanzende Menschen und ein wunderschönes Ensemble aus altösterreichischen Liedern und Unterhaltungsmusik. Dazu traditionelle Schmankerln und natürlich… Schnaps für das allgemeine Wohlbefinden. Für die Pitztaler sind die Musiker nicht wegzudenken. Vor allem mit ihren Auftritten bei Platzkonzerten, Erstkommunionen und anderen Traditionsanlässen stärken sie den Zusammenhalt und die regionale Identität des Pitztales.

Der Brauch der Marketenderinnen

Seit 1902 rückt die Musikkapelle Piller ca. 15 Mal im Jahr mit ihren rund 45 Mitglieder bei Wind und Wetter aus. Und so viele Musiker möchten bei Laune gehalten werden! An dieser Stelle sei eine kleine aber hochbedeutende Randgruppe in der Musikkapelle zu ehren: die Marketenderinnen. Marketenderin Nadja Regensburger ist schon seit 11 Jahren bei der Musikkapelle Piller und immer noch hochmotiviert. Unterstützt wird sie von Neuzugang Celina, die jetzt im Sommer 2019 in ihre erste Saison als Marketenderin startet.

Die Marketenderinnen fallen dem Publikum in erster Linie durch ihre hübsche Aufmachung und dem Schnapsverkauf auf. Der sorgt für gute Stimmung und ist die direkte Verbindung der Musikkapelle zum Gast. Doch schön und trinkfest sein, ist nicht alles!
„Als Marketenderin bist du nicht nur das hübsche Beiwerk mit dem Schnaps, sondern Repräsentantin, Tradtionshalter, Dekorateurin und Brötchenverdiener der gesamten Gruppe in einem,“ fasst Nadja das breite Aufgabenfeld zusammen.

Die Ruhe vor dem Sturm: Marketenderinnen Nadja und Celina vor dem ersten Platzkonzert 2019 „Ausgeprobt“ (c) TVB Pitztal

Die Marketenderin als Repräsentantin: Die Tracht

Die traditionelle Tracht ist das Herzstück einer jeden Blasmusikkapelle und wird vor allem von den Marketenderinnen präsentiert. Ganz wichtig: die Haare müssen zusammen gebunden sein und werden meist in kunstvolle Flechtfrisuren gelegt. Zu besonderen Anlässen werden Hüte getragen, die mit saisonalen und regionalen Blumen wie Flieder oder Almrosen geschmückt sind.

Anders als bei den Musikern, die für ihre musikalische Leistung mit Bronze-, Silber- und Goldabzeichen geehrt werden, bekommen die Marketenderinnen Abzeichen, wenn sie bei besonderen Anlässen ausrücken. Nadja hat bereits einige gesammelt, u.a. das Abzeichen für ihre Teilnahme beim Landesmusikfest in Innsbruck.

Marketenderinnen Celina und Nadja mit Obman Norbert Huter in tradtioneller Tracht vor dem ersten Platzkonzert der Saison (c) TVB Pitztal
Dekorierte Hüte der Musikkapelle Piller (c) Musikkapelle Piller
Jedes Abzeichen hat eine eigene Geschichte und ist wohl verdient. (c) TVB Pitztal

Die Marketenderin als Dekorateurin: Der Blumenschmuck

Egal ob Bühnen-, Trachten- oder Fahnenschmuck: Für das festliche Gesamtbild mit der stimmigen Blumendekoration sind die Marketenderinnen verantwortlich. „Den Blumenschmuck gestalten wir selbst. Dazu nehmen wir Alpenkräuter, Almrosen, Flieder … eben alles was unsere Natur hergibt. Vor allem bei größeren Veranstaltungen, wo mehrere Musikkapellen zusammen kommen, ist der Blumenschmuck wichtiger Bestandteil der Gesamtpräsentation der Gruppe“ so Nadja.

Die selbst gestaltete Blumendekoration der Marketenderinnen ist wichtiger Bestandteil der Gesamtpräsentation der Gruppe (c) Patricia Gaim
Mit liebevollen Details, mit der die gesamte Gruppe ausgeschmückt wird, unterscheidet man sich von anderen Musikkapellen.
(c) Patricia Gaim

Die Marketenderin als Traditionsträger: Das Trauerflor

Wer sich die Zeit nimmt, die Trachten genauer zu betrachten, dem fallen viele Details auf. Unter anderem das zur Schleife gebundene schwarze Halsband. Das sogenannte Trauerflor steht für Mitgefühl, Betroffenheit und Respekt. Im Falle der Musikkapelle Piller gedenken sie damit der Abspaltung Südtirols von Tirol.

Die Marketenderin als Brötchenverdienerin und Repräsentantin des Vereins. Auffällig: das schwarze Band um den Hals, das sogenannte Trauerflor
(c) Patricia Gaim

Die Marketenderin als Brötchenverdiener: Der Schnaps

Die Haupteinnahmequelle der Musikkapelle ist der Schnapsverkauf aus den tradtionellen Holzfäßchen. Auf Basis freiwilliger Spenden können Gäste die Musikkapelle über diesen Brauch unterstützen und ihrer Wertschätzung Ausdruck verleihen. „Der Schnapsverkauf gibt uns die Möglichkeit mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Als Marketenderin sollte man daher kommunikativ und offen sein. Viele stellen Fragen und freuen sich, wenn sie über die Musik hinaus betreut und unterhalten werden. Es gibt Veranstaltungen, da brauchen wir schon mal an die 10 Liter Schnaps. Da sollte man natürlich auch ein bisschen trinkfest sein ;-)“.

Die größte Einnahmequelle der Musikkapellen: Regionaler Schnaps aus dem traditionellen Holzfäßchen. (c) Patricia Gaim
Neben den musikalischen Genüssen werden zu jedem Platzkonzert regionale Schmankerln serviert. (c) TVB Pitztal

Freude am Spiel, einig im Ziel – der Fahnenspruch der Musikkapelle Piller, den man lebt!

Das gesellige Beisammensein, die Gemeinschaft und das „Ausrücken“ gemeinsam mit anderen Musikkapellen, bei dem man immer wieder neue Leute kennenlernt, ist es, was die Vereinsarbeit bei der Musikkapelle so besonders macht. Neben den Auftritten wird im Hintergrund fleißig geprobt – nicht nur die Musik, sondern auch das Marschieren und Präsentieren.

„Ich bin durch meine Mutter vor 11 Jahren zur Musikkapelle Piller gekommen und seitdem mit Freude dabei. Für mich ist Marketenderin sein, etwas ganz Besonderes und ich kenne nur Kolleginnen, denen es genau so geht“ schließt Nadja begeistert ab.

Die Musikkapelle Piller und andere Musikkapellen aus umliegenden Bezirken beim Landesmusikfest in Innsbruck (c) Musikkapelle Piller

Steckbrief Musikkaplle Piller:
Enstehungsjahr: 1902
Obmann: Norbert Huter
Anzahl Mitglieder: 44, davon über 50% Frauen als Musiker, was sehr selten ist
Anzahl Marketenderinnen: 5
Website: www.musikkapelle-piller.at
Musikkapelle Piller auf Facebook: www.facebook.com/mk.piller/

Andere Musikkapellen im Pitztal: Musikkapelle Arzl, Musikkapelle Wald, Musikkapelle Wenns, Musikkapelle Jerzens, Musikkapelle Zaunhof, Musikkapelle St. Leonhard

Veranstaltung-Tipp: Die Kulturreihe Pitztal Kultur & Tradition mit Platzkonzert, die über den Sommer 2019 im Pitztal stattfindet.

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