Wusstet ihr schon, dass ihr 4 Tonnen (!) Kaiserschmarrn in einer Wintersaison am Pitztaler Gletscher verdrückt?
Kein Schmee!!! Euer Verlangen nach der fluffigen Süßspeise ist und bleibt ungebrochen! Dazu kommen – Holländer sei Dank – 25 Meter Apfelstrudel täglich und weißtgottwieviele Stückchen Torte. (Bitte entschuldigt die fehlende exakte Stückzahl, aber unser Praktikant hat bei Stück 34.908 seinen Arbeitsplatz verlassen. „Bin doch nicht euer Sisyphus“ soll er gesagt haben und ward nie wieder gesehen.)
Würden wir mit hübsch verkleideten Fertigprodukten den Betrieb am Laufen halten, wäre das an sich ja keine große Kunst. ABER: Jedes Stück Küchen, jede Süßspeise und eben auch jedes Bröckchen Kaiserschmarrn, was es auf dem Pitztaler Gletscher zu finden gibt, hat vor allem folgendes auf der Zutatenliste: ganz viel Liebe und Geschick!
Wer denkt, Backen an sich sei schon eine Kunst, der sollte unbedingt bei Norbert Santeler und seiner bezaubernden Tochter Steffi vorbeischauen. Der zackige kleine Mann mit schicker Kopfmütze und die sympathische Blondine betreiben auf 2.840 Höhenmeter ihren eigenen kleinen Familienbetrieb und damit gleichzeitig die höchste Konditorei Österreichs. Und sollte es an intensiven Tagen einmal brenzlig werden, bekommt das Dreamteam auch noch Mithilfe von Sandra, der zweiten Tochter und Zwillingsschwester von Steffi.
Beim Betreten der Konditorei in der Mittelstation des Gletscherexpress ist man erstmal überrascht. Auf gerade mal ca. 20qm soll sich alles abspielen? Hier sollen 4 Tonnen Kaiserschmarrn jährlich entstehen? Dafür wirkt das Ganze viel zu …. heimelig! Ja wirklich!
Hier und da stapeln sich blechweise Kuchenteile, links und rechts und vorne und hinten stehen Zutaten und bei dem Geruch möchte man einfach für immer hierbleiben.
Auf ersten Blick ist gleich erkennbar: Hier wird Qualität großgeschrieben. Palettenweise türmen sich die Eier (ja, echt jetzt! Wir reden hier von RICHTIGEN EIERN), auf dem Tisch steht ein Topf flüssiger Schokolade und … OMG… gleich zwei Pfannen mit frischem, sich bräunendem Kaiserschmarrn.
Gott sei Dank fragt der Norbert gleich, ob wir kosten wollen! Er schmeckt … fluffig, luftig, einfach sensationell! „Das sind die Eier,“ meint Norbert. „Wir schlagen das Eiweiß schaumig bevor wir es unterrühren. Das schmeckt man und dafür braucht es auch einfach die frischen Zutaten.“
Und das Repertoire geht noch weiter. Habt ihr schon einmal ein Stück der Gletschertorte gekostet? Die schneeweiße Sünde aus Kokos und Ananas wurde von Steffi persönlich kreiert und eins ist sicher: das war nicht das letzte Rezept, was Kuchenliebhabern den Kopf verdreht.
Aber die zwei Santelers haben nicht nur das Erschaffen von Torten perfektioniert. Sie haben ihre Arbeit auch komplett an die vorherrschenden Wetter- und Luftdruckverhältnisse angepasst. Denn Kuchen und co. verhalten sich am Rande der Dreitausendergrenze anders als bei „normalen“ Verhältnissen. An alle Biskuitteig-Kriegsfuß-Bäcker da draußen – probiert es doch mal auf 2.840 Meter bei geringem Luftdruck ;-)!
Die Backstube ist wunderbar bodenständig, wenn man bedenkt, was hier täglich vollbracht wird. Neben dem Bergrestaurant an der Mittelstation wird von hier aus auch das Café 3.440 mit Süßteilen und 7 von insgesamt 20 verschiedenen Torten täglich beliefert. Schon allein die Lieferung von der Mittelstation zum Café 3.440 ist eine kleine Herausforderung. Frühmorgens werden die ersten Torten mit den Mitarbeitern via Gondel nach oben gebracht. Damit aber alles frisch bleibt, wird immer je nach Bedarf nachgeschickt. Das erfordert ein ausgeklügeltes Logistiksystem, damit die Theke bei großem Ansturm nicht leer bleibt.
4 Tonnen Kaiserschmarren und täglich frische Torten sind für die Familie Santeler mit viel Arbeit verbunden. Tatsächlich haben die beiden im Winter von September bis Mai nur vereinzelt einmal einen Tag frei. Da gehört eine gehörige Portion Leidenschaft dazu! „Wenn die Gäste das Café mit einem Lächeln verlassen, macht dies die harte Arbeit wieder wett!“ so der Norbert.
Also Lächeln, Leute, auch wenn es dem einen oder anderen weh tut 😉
Fazit: Torten, Kaiserschmarrn und weitere Süßspeisen gepaart mit Aussichten auf über 50 Dreitausender – das kann nur das Paradies auf Erden sein!