Spring Powder: Skitour auf die Wildspitze am Pitztaler Gletscher

Um uns von den momentan fantastischen Skitourenbedingungen am Pitztaler Gletscher selbst zu überzeugen, unternahmen wir, das Team des Tourismusverbands Pitztal mit Gerhard, Thomas und mir, gemeinsam mit Bergführer Fredi Schrott aus Jerzens eine Tour auf die Königin der Tiroler Alpen – die Wildspitze, mit 3.774 m Höhe der höchste Berg und somit das Dach Nordtirols. Nach komfortabler Auffahrt mit Gletscherexpress und Mittelbergbahn im Pitztaler Gletscherskigebiet auf 3.273 m, folgte eine  kurze Abfahrt zum Mittelbergjoch (3.166 m) und weitere knappe 70 hm recht steile Abfahrt zum Anfellplatz auf dem Taschachferner.

Informationen zum Pitztaler Gletscherskigebiet und den Auffahrtsmöglichkeiten mit den Bahnen für Skitourengeher findet ihr auf der Website vom Pitztaler Gletscher.

Der Weg ist das Ziel...    das Dach Tirols im Blick

Kroch uns beim Anfellen noch die morgendliche Kälte in die Glieder, so wärmte uns schon nach wenigen Metern die Frühjahrssonne bei den Schritten durch den frischen Pulverschnee, den das Ostseetief der vergangen Tage am Pitztaler Hauptkamm zurück gelassen hatte. Die gute Spur ließ schon ahnen, was bereits am Gletscherparkplatz unten ersichtlich war: wir waren nicht die einzigen, die die Idee hatten die tollen Bedingungen in der besten Skitourenzeit des Jahres zu nutzen.

Zustieg zum Skidepot

Dennoch ging es zügig auf dem Normalweg voran; zuerst flach über den Taschachferner, dann etwas steiler ansteigend auf den Brochkogel zu – mit seinen  3.628 m übrigens der vierthöchste Gipfel Österreichs, wie uns Bergführer Fredi wissen ließ.  Entlang den Ausläufern des Brochkogels, mit seiner imposanten Nordwand im Blick, die als anspruchsvolle Eistour unter Alpinisten gilt, folgten wir weiter der Spur in einem großen Linksbogen wieder Richtung Wildspitze. Den flachen Gletscher passierend, eine kurze Steilstufe überwindend und noch ein weiteres Flachstück weiter, standen wir nun am Skidepot. Ein buntes Volk aus Skitourengehern war dort schwer beschäftigt mit Ski ausziehen, Ski anziehen, Ski suchen, Abfellen, Auffellen, Jausenbrot essen. Steigeisen anlegen, Anseilen, Karabiner, Reepschnüre und den Rest des Gemischtwarenladens am Klettergurt sortieren – kurzum ein reges Treiben umrahmt vom eindrucksvollen Panorama der eisgepanzerten Dreitausender der Pitztaler Alpen.

Über den Westgrat zum Gipfel: Die große Show der Alpen

Wir ließen das Spektakel hinter uns und machten uns an den Schlussanstieg Richtung Gipfel über den Westgrat. Wir verzichteten auf Steigeisen, wenig geübte Geher sollten sie jedoch auf jeden Fall im Rucksack dabei haben. Nicht selten tut der Wind sein übriges und verwandelt die letzten Meter zum Gipfel in eine verharschte und eisige Rutschpartie. Nun trabten wir also weiter hinter Fredi hinauf, der uns auch auf dem letzten Anstieg mit allerlei kurzweiligen Informationen über die umliegenden Gipfel und Täler unterhielt – bei diesem einmaligen Panorama einfach ein Muss! Die letzte knifflige Passage kurz unterhalb des Gipfelkreuzes, eine 1+ Kletterstelle, konnte uns auch nicht mehr vom Gipfelsieg abhalten. Ein fantastisches Panorama offenbarte sich dort oben: die ganze Pracht der Ostalpen, von Großvenediger über Zillertaler-, Stubaier- und Ötztaler Alpen, Ortlermassiv und Berninagruppe bis hin zur Zugspitze ganz im Norden. Großes Naturkino ohne popcornwerfenden Hintermann oder handyklingelnden Nebenmann, nur die Große Show der Alpen.

auf dem Weg zum Skidepot

Kurz vor dem Skidepot

kurze Steilstufe vor dem Skidepot

Kurze Steilstufe vor dem Skidepot

Am Gipfelgrat

Auf dem Westgrat zum Gipfel

Abstieg und Pulverabfahrt

Kein Aufstieg ohne Abstieg, also hieß nach den obligatorischen Gipfelfotos wieder zurück zum Skidepot. Dort angekommen wurde schnell angeschnallt und die Abfahrt vorbereitet, denn es hieß laut Guide Fredi einen noch unberührten Hang zu entjungfern. Gesagt getan, nach ein paar Schwüngen auf windgepresstem Schnee erwartete uns feinster Pulver in einem etwas von der Aufstiegsspur entfernten Hang. Staubend und innere Freudenschreie ausstoßend folgten wir Fredis Spur, der uns immer in sicherem Abstand von den imposanten Gletscherbrüchen und hinterhältig versteckten Gletscherspalten durch das Abfahrtsvergnügen führte. Nach einem kurzen Flachstück auf dem Taschaschferner ging es weiter auf der landschaftlich beeindruckenden Abfahrt durch das Taschachtal über den Taschachbruch, dem größten Eisbruch der Ostalpen. Trotz Spuren schadet auch hier im Spaltenwirrwarr des Gletscherbruchs die Ortskenntnis eines einheimischen Führers nicht! Dank der recht guten Schneebedingungen war auch der Weg durch den Talboden des Taschachtals, vorbei an der Materialseilbahn des Taschachhauses bis zur Pitztaler Skihütte problemlos. Besonders im Frühjahr sollte man hier jedoch nicht die tageszeitliche Erwärmung unterschätzen. Nicht nur, dass im sulzigen Schnee das Rausschieben im Talboden zur körperlichen Kraftanstrengung führt, auch die Hänge an den Seiten bergen zahlreiche Lawinenstriche, aus denen sich nachmittags Nassschneelawinen entladen können.

Wildspitze im Winter

Gipfelpanorama

Panorama vom Gipfel

Exkurs: Wie bereite ich mich auf eine Skitour vor?

Die Tourenplanung und -führung übernehmen gerne die einheimischen Berg- und Skiführer des Pitztals, die wie Fredi bei uns, wissen, wo der beste Schnee und die besten Auf- und Abstiegsvarianten zu finden sind.

Wenn ihr selber auf Tour geht, gibt es einige elementare Dinge zu beachten, die über Wohl und Wehe eine Tour und im Extremfall über Leben und und Tod entscheiden können.

  • Lawinenlagebericht: wichtigste Gunrdlage der Tourenplanung. Abrufbar im Internet www.lawine.at, kostenlose Hotline +43.800.800603, oder eine der zahrleichen Lawinen-Apps wie z.B. snowsafe. Für Anfänger bietet der Tourenbericht nur grundelgende Informationen. Um wirklich damit arbeiten zu können, empfiehlt sich der Besuch eines Lawinencamps, wie es z.B. Organisation wie SAAC, Alpenverein oder die Pitztaler Skischulen anbieten. Dort lernt man auch die Anwendung der verschiedenen gängingen Risikomanagement-Methoden in der Tourenplanung, sowie vor Ort am Berg.
  • Vorbereitungen: Um ein detailliertes Gefahrenprofil für die jeweilige Route erstellen zu können, bedarf es weiterer Information wie Wetter, Schneedeckenaufbau, Steilheit und Exposition des Hanges, Windaktivität und Gefahrenstellen.
  • Notfallausrüstung: Immer dabei sein muss die komplette Notfallausrüstung, bestehend aus LVS-Gerät (3 Antennen), Schaufel (kein Plastik) und Sonde (mind. 180cm), Erste-Hilfe-Paket und Handy. Empfehlenswert sind auch ABS-Rucksack, Biwaksack und Helm. Die richtige Anwendung der Notfallausrüstung, besonders die LVS-Suche, lernt man ebenso bei den Lawinen-Camps.

Verdientes Abschlussbier mit dem Olympiasieger

Nicht nur wir vom TVB genießen immer wieder die wunderbare Bergwelt des Pitztals bei vielfältigen Winter- wie Sommersportaktivitäten, auch Sportgrößen des Tals, wie der zweifache Olympiasieger Benni Raich, lässt der Reiz des Skitourengehens in unberührter Winterlandschaft nicht los. Nach einem anstrengenden Skiweltcup-Winter mit dem Saisonhöhepunkt der olympischen Winterspiele in Sochi im Februar, ließ es sich auch Benni nicht nehmen, die tollen Bedingungen für eine Tour auf die Wildspitze zu nutzen. Standesgemäß für einen Ski-Olympiasieger, sahen wir natürlich weder beim Aufstieg und erst recht nicht bei der Abfahrt irgendein Land gegen den Blitz aus Pitz, spätestens auf der Skihütte jedoch hatten wir ihn eingeholt und stießen gemeinsam auf den genialen Tag in der Pitztaler Gletscherwelt an.

mit Benni Raich auf der Pitztaler Skihütte

Mit Benni Raich auf der Pitztaler Skihütte

 

 

Prost!

 

 

 

P.S. Weitere Informationen zu Skitourenmöglichkeiten im Pitztal gibt es auf unserer Website

 

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