50 Jahre Hochzeiger – Die Geschichte von einem Dorf, das sich selbst ein Skigebiet baute…

Unser Hochzeiger wird dieses Jahr 50 Jahre alt. Höchste Zeit, um einmal in Erinnerungen zu schwelgen.

Wie alles begann…

Wie in so manchen Tälern mussten die Pitztaler feststellen, dass die Landwirtschaft zwar frische Luft, aber schwindende Rendite mit sich bringt. Vor allem die Jungen sahen wenig Perspektive und nutzten die Chance in den umliegenden Städten Imst und Innsbruck, um ihr Glück zu suchen.

Dadurch wurde es im Pitztal leer und einsam und man wusste: Industrie oder Tourismus – eins von beiden muss her, um das Tal wieder attraktiv zu machen.

Ein Glück für den Hochzeiger, dass man sich für zweiteres entschied und die Einheimischen waren sich sicher:

„„Da wo im Sommer die Kühe weiden, werden bald auch Lifte stehen und im Winter die Skifahrer ins Tal wedeln! Wir legen unsere Existenz, unsere Zukunft und all unsere Kraft in den Tourismus.

Tellerliftfahren für einen Schilling…

Wer die Geschichte des Hochzeigers erzählen will, kommt an dieser Familie nicht vorbei: Emma und Raimund Reinstadler. Trotz großem Kopfschütteln ihrer Mitmenschen eröffneten sie im Jahre 1960 einen kleinen Tellerlift mit 450 Meter Länge. Eine Fahrt am Sonnecklift kostete einen Schilling – das sind umgerechnet 0,073 EUR.

(Um den „früher-war-alles-besser“-Nörglern gleich mal den Wind aus den Segeln zu nehmen: wir sprechen von einem TELLERLIFT vor über 50 Jahren – das ist ein halbes Jahrhundert her und ihr kennt die Bedeutung von Inflation, oder? An dieser Stelle möchten wir euch das sehr attraktive Preis-Leistungsverhältnis und die tollen Familienermäßigungen des Hochzeigers in diesem Jahrhundert und -tausend in Erinnerung rufen *Schleichwerbung aus* )

Links: Das Sonneckhaus mit Lift. Rechts: Der Sonnecklift, erster Tellerlift am Hochzeiger

Neben dem Tellerlift bauten sie einen Heustadl aus und führten dort einen kleinen Imbiss, der Platz für 25 Personen bot und die Sportler mit kleinen Gerichten wie Würsteln und Sulze verköstigte.

Die heiße Bauphase…

Jeder, der in seinem Leben schon einmal ein Haus gebaut hat, weiß: bauen ist super anstrengend! Man muss seinen Anforderungen gerecht werden (und natürlich denen der Frau!), man muss schauen, wie man den ganzen Spaß finanziert (und macht euch keine Illusion: am Ende kostet es doch immer mehr!) und das wichtigste überhaupt: man muss sich jeden Tag neu motivieren, um das Vorhaben bis zum bitteren Ende durchzuziehen – komme was wolle!

Und jetzt baut mal ein ganzes Skigebiet!

Auf einmal standen den Pitztalern unzählige Entscheidungen bevor. Außerdem ein Berg an Investitionskosten und dann war da noch das mit der Motivation. Aber mit gutem Willen und etwas Überzeugungskraft erhielt man am 25. März 1966 vom Landesgericht Innsbruck schließlich das ersehnte OK.

Harte Arbeit: Ein Träger auf dem Weg zum Hochzeigerhaus.

Wer jetzt glaubt, dass der Skilift fix und fertig vor die Tür gestellt wurde, der irrt gewaltig! Die Jerzner selbst bauten das Skigebiet Hochzeiger auf und haben sogar das eigene Werkzeug mitgebracht. Mit Pickel und Schaufel wurde durchgeackert, während Emma Reinstadler sie aus der Pension Sonneck mit Essen versorgte. Das Ziel: Skibetrieb noch vor Heiligabend.

Jerzner Bauarbeiter. Das wichtigste war die wohlverdiente Pause beim Marenden.

Franz Schranz, 8000 Schilling und ein 18 Tonnen schweres Seil…

Der Tag des Seiltransportes war gekommen. 18 Tonnen schwer wartete das Seil spottend am Dorfplatz in Jerzens darauf, zum Hochzeiger getragen zu werden. Keine Straße, keinen Transporter, eine Brücke zugelassen für 6 Tonnen – na bravo!

Zum Glück hatte man nebenan einen nagelneuen Lkw parat. Nutzung ohne Gewähr! Also schloss man für zwei Stunden eine Versicherung über 8000 Schilling ab und hoffte, dass die „Schicksalsbrücke von Breitwies“ das Dreifache ihres Gewichtes halten würde.

Walter Schöpf, Bauleiter über die Zitterfahrt:

„Die Leute saßen in der Kirche und beteten. Wäre uns das Seil ausgekommen, es hätte das Dorf teilweise zerstört. Wir haben eine Raupe vorausgeschickt, dann habe ich nur mehr zum Fahrer gesagt: ‚Losfahren und um Himmels willen schalt’ auf der Brücke nicht mehr!’“

Aber sie hielt.

Eine Katastrophe zum Schluss…

Ungefähr acht bis zehn Tage vor Weihnachten präsentierten die Hochzeiger Arbeiter die Bahn zur Bewilligung – pünktlich fertig und einwandfrei. Und dann kam…das Feuer: In Gedanken schon beim Abschluss der Kontrolle, fiel einem Arbeiter der Schraubenzieher in den elektrischen Schaltkasten. Es begann zu brennen und auf einmal standen die Jerzner vor den Trümmern ihrer monatelangen Arbeit.

Drei weitere Tage und mit letzter Kraft arbeiteten sie noch einmal rund um die Uhr. Mit Erfolg: in der Nacht zum 17. Dezember gegen vier Uhr früh war es soweit: die Hochzeiger Bergbahnen waren für ihre erste Fahrt bereit!

Eindrücke von damals…

Das Skigebiet Hochzeiger in Jerzens im Jahr 1966 mit eingezeichneten Skiabfahrten.

 

Gästetransport zum Hochzeiger Haus – der „Parkplatz Shuttle“ früher.

 

Bergstation Niederjöchllift im Jahr 1970 im Skigebiet Hochzeiger.

50 Jahre Hochzeiger: Sessellifte damals und heute.

 

Ihr wollt noch mehr Infos zu 50 Jahre Hochzeiger?
>>  zur vollständige Chronik zum Bau der Hochzeiger Bergbahnen

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